Aus einer Laune heraus gravierte ich 1996 eine Schnecke und ein Salatblatt auf einen Kirschkern. Wohl auch aus Neugier darauf, was mit diesem Material möglich wäre. Weil es mir gefiel, folgten im Lauf der Zeit noch weitere. Irgendwann begann ich die Kerne auch als Sinnbild zu betrachten. Sie wurden für mich zu einem Symbol der Gleichzeitigkeit von Anfang und Ende im steten Kreislauf des Lebens. So wie aus dem Samen eine Pflanze erwächst. Sie gedeiht, sie blüht und entwickelt eine Frucht, die den Samen trägt, woraus eine Pflanze erwächst...
Auch dieser Gedanke gefiel mir und ich entschloss mich, ihn in tragbaren Schmuck zu übersetzen.
Nur wie lange würde ein Schmuckstück aus natürlichen Kirschkernen überleben? Wie lange Feuchtigkeit und anderen Einflüssen widerstehen? Würden sie obendrein noch irgendwann auskeimen? Zumal die Schale durch meine Gravur geschwächt ist.
Der Goldschmied hat ein Bedürfnis, Dinge für die Ewigkeit zu machen. Ich entschied, die gravierten Natur-Kerne in goldene Kerne zu verwandeln. Im uralten Verfahren des Natur-Abguss werden die holzartigen Kirschkerne in einer Gipsform vollständig ausgebrannt und der entstandene Hohlraum mit flüssigem Gold gefüllt. Der ursprüngliche Kern geht für immer im Feuer verloren - erscheint aber neu, in goldener Gestalt.
Wieder ein Gedanke, der mir sehr gefiel – Transformation.
Bis heute gingen unzählige Kirschkerne durch meine Hände. Es entstanden Armbänder, Colliers, Ohrhänger, Manschettenknöpfe… Jedes ein ganz persönliches Unikat.
Die künftigen Besitzer und Besitzerinnen bestimmen den Inhalt der gravierten Motive. Bilder, Symbole oder Zeichen, die für sie Bedeutung haben. Abstrahiert oder erzählerisch, fast jeder Wunsch kann Platz finden. Es ist allein der Kern, der durch seine Art und Beschaffenheit die Grenzen des Möglichen festlegt.
Am Anfang steht die Auswahl nach passender Größe, Form und Güte. Ein jeder Kern ist anders und nicht jede Sorte ist für eine Gravur geeignet.
Sind die Kerne gesäubert, beginnt das Gravieren unter dem Mikroskop. Alla prima entwickeln sich nach und nach die Motive auf beiden Seiten. Behutsam muss ich sein. Es liegt in der Natur des Materials, dass Teile brechen und ich nochmal beginnen muss.
Dann folgt der Guss…
…und ist er mir gelungen, werden die goldenen Kerne von allen Seiten überarbeitet
und für den kommenden Prozess des Emaillierens vorbereitet.
Das Emaillieren gehört zu den faszinierendsten Techniken meiner Zunft. Rein technisch betrachtet, ist es die dauerhafte Verschmelzung von Glas und Metall. Doch für mich, als leidenschaftlicher Gestalter und Handwerker, ist es immer wieder ein Mysterium. Der Moment, in dem die Glasschmelze aus dem Feuer kommt und die Farben beim Abkühlen nach und nach zu leuchten beginnen, ist berauschend. Dann ist auch alle Mühe, die diese komplexe und anspruchsvolle Technik erfordert, vergessen.
Das Emaille-Glas wird zu feinem Pulver zermahlen. Mit dem Pinsel trage ich es auf auf. In der Glut des Ofens wird Glas auf Gold geschmolzen und nach dem Erkalten bei Bedarf geschliffen, um dann die nächste Schicht aufzutragen. Mehrfach werden diese Schritte wiederholt, bis mir das Ergebnis gefällt.
Nach dieser Prozedur ist es ein weiteres Mal notwendig, dass ich sämtliche Kirschkerne überarbeite.
Das Zusammenfügen ist schließlich der letzte Schritt…
…doch zwischendurch noch einen Anhänger mit herzförmigem Mandelkern.
Armband mit Schütze
Halskette aus Weißgold mit schwarzem Emaille und Brillanten.
Eine Armband Variation in Gold mit Brillanten.
Die Kette für die Taschenuhr
Avers - Revers
Beide Ansichten eines Armbands